Warnschild am Emmeringer See im Landkreis Fürstenfeldbruck
Bildrechte: BR/Sandra Demmelhuber

Warnschild am Emmeringer See im Landkreis Fürstenfeldbruck

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Warum ertrinken so viele Menschen in Bayern?

Kaum ist es heiß, schon werden mehrere tödliche Badeunfälle gemeldet. Alleine in diesem Jahr starben in Bayern bereits 15 Menschen. Im vergangenen Jahr war Bayern gar das Bundesland mit den meisten Badetoten. Was könnten die Gründe dafür sein?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Vor einer Woche ertrinken innerhalb kurzer Zeit zwei Männer am Starnberger See, am Mittwoch ein 20-Jähriger im Emmeringer See im Landkreis Fürstenfeldbruck. Bei einem Badeunfall an Fronleichnam kommt ein 15-Jähriger in einem Freibad im oberbayerischen Inzell ums Leben. Und auch am Mauerner Badesee im niederbayerischen Neustadt an der Donau geht ein 27-Jähriger vor den Augen anderer Badegäste im Wasser unter, seine Leiche wurde am Freitag aus dem Gewässer geborgen.

Bayern hat die meisten Badetoten

2025 sind der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bayern bereits 15 Ertrinkungsunfälle bekannt – dabei hat die Badesaison erst begonnen. Im vergangenen Jahr starben im Freistaat 70 Menschen in Gewässern, 2023 waren es 62. Damit verzeichnete Bayern bundesweit die meisten Badetoten.

Bildrechte: BR
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Badetote 2024

Warum die Zahlen 2024 gestiegen sind, ist schwer zu sagen: Die Zahl der Ertrinkungsfälle 2023 sei vergleichsweise niedrig gewesen, so Andreas Rösch, Sprecher der DLRG Bayern. 70 Ertrinkungsunfälle – so wie 2024 – entspreche in etwa dem Zehn-Jahres-Durchschnitt. Daneben spiele auch das Wetter eine Rolle – so passierten in einem Hitzesommer einfach mehr Unfälle als in einem verregneten Sommer.

Langsam abkühlen und nicht einfach ins Wasser springen

Bei schlechtem Wetter gehen nicht nur weniger Menschen schwimmen, in besonders heißen Sommern sind auch die Unterschiede zwischen Außentemperatur und Wassertemperatur größer. Dies stellt für den Organismus eine große Herausforderung dar. Daher rät die DLRG Bayern dringend dazu, sich vor dem Sprung ins kühle Nass langsam abzukühlen.

Viele Männer unter den Badetoten

Auffällig ist, dass vor allem junge Männer und ältere Menschen unter den Toten sind. Laut DLRG waren im vergangenen Jahr 56 der 70 ertrunkenen Menschen Männer. Zehn davon waren zwischen 21 und 30 Jahre alt. Auch die Toten der vergangenen Woche waren junge Männer. Der 23-Jährige, der im Starnberger See starb, war ein Student aus Indien. Er war Nichtschwimmer. Der 20 Jahre alte Mann, der im Emmeringer See ertrank, stammte aus Afghanistan. "Es geht relativ schnell, relativ tief rein", sagt ein Anwohner.

Nationalitäten werden in den DLRG-Statistiken nicht erfasst. Aber: Man könne sich vorstellen, dass in anderen Kulturen "das Schwimmen und damit auch die Schwimmfähigkeit gegebenenfalls weniger stark ausgeprägt sind", so Rösch. Wichtig sei deshalb, dass Menschen auf die Gefahren aufmerksam gemacht werden, auch mit mehrsprachigen Schildern. Am Emmeringer See steht es solches Schild - "Gefahr" steht dort in sieben Sprachen.

Risiko: Selbstüberschätzung und Alkohol

Neben keinen oder schlechten Schwimmkenntnissen gelten Selbstüberschätzung und Alkoholkonsum als Risikofaktoren. Und: Besonders ältere Menschen seien gefährdet, vor allem wenn sie Herz-Kreislauf-Vorerkrankungen haben, betont der DLRG-Sprecher. 44 der Ertrunkenen im Jahr 2024 waren laut Statistik 51 Jahre oder älter.

Besonders gefährlich sind laut DLRG Flüsse. 27 Menschen sind 2024 in bayerischen Flüssen ertrunken. "Dies erklären wir uns damit, dass dort die Wassertemperatur im Vergleich zu Seen in der Regel niedriger ist, gefährliche Strömungen bestehen können und Bauwerke wie beispielsweise Wehre zu lebensgefährlichen Fallen werden können", so Rösch.

Viele Einwohner, viele Gewässer

Bayern ist das Bundesland mit der zweitgrößten Zahl an Einwohnern. Gleichzeitig gibt es hier sehr viele Gewässer (externer Link): Chiemsee, Starnberger See, Forggensee, Großer Brombachsee, Fichtelsee – sie und viele andere Seen und Flüsse ziehen im Sommer Tausende Menschen an. Nach Angaben des Bayerischen Gesundheitsministeriums sind an rund 290 großen und kleinen Seen derzeit 374 Badestellen (externer Link) nach der Badegewässer-Richtlinie der Europäischen Union (EU) ausgewiesen. "Wir haben große Seen, wir haben viele Seen, natürlich auch schöne Seen, aber diese schönen Seen haben natürlich auch ihre Gefahren", betont auch Thomas Huber (CSU), Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der Wasserwacht Bayern.

Um Unfälle zu vermeiden, rät die DLRG deshalb: Ältere Menschen sollten mit ihrem Arzt besprechen, ob Schwimmen in Seen für sie ratsam ist. Jüngere Menschen sollten die Gefahren im Wasser kennen, Warnhinweise beachten und sich nicht überschätzen. "Auch Alkohol und Baden passt nicht zusammen", so Rösch. Und: Kleine Kinder dürfen nicht aus den Augen gelassen werden. Auch Huber rät zur Vorsicht: "Nicht Seen queren und wenn ein See gequert wird, niemals alleine, am besten dann mit einer Schwimmboje oder mit Auftriebmitteln, aber am allerbesten am Ufer entlang schwimmen, wo man im Zweifel dann festen Boden unter den Füßen hat und sich selber retten kann."

Im Video: Badeunfälle in Bayern

Badesee (Symbolbild)
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Badesee (Symbolbild)

Im Video: BR24live - Warum ertrinken so viele Menschen?

Ein Krankenwagen steht am Steinberger See in der Oberpfalz.
Bildrechte: BR/Marcel Kehrer
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Symboldbild Notarzt

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!