Die US-Sängerin Mariah Carey stellte mit ihrem Weihnachtsohrwurm einen neuen Rekord auf, wie GfK Entertainment mitteilte. Mit 22 Wochen als Nummer eins ist "All I Want For Christmas Is You" nun das am häufigsten an der Spitze der offiziellen Deutschen Charts platzierte Lied aller Zeiten.
"All I Want For Christmas Is You": Ein zeitloser Song
Bislang hatte sich Carey den Bestwert noch mit Udo Lindenberg und Apache 207 teilen müssen, deren Erfolg "Komet" auf 21 Nummer-eins-Wochen kommt. In den aktuellen Single-Charts wurde "All I Want For Christmas Is You" gerade von "Last Christmas" von Wham! abgelöst.
"Ich glaube, das Erfolgskonzept von 'All I Want for Christmas Is You' kann man nicht auf eine Sache festlegen, sondern da kommt einiges zusammen", sagt Musikjournalistin und Pop-Expertin Aida Baghernejad. "Der Song ist zeitlos, er klingt nicht dated. Und er stammt aus einer Zeit, wo wir uns noch auf Musik einigen konnten, weil wir nicht jeder einen einen ganz persönlichen Algorithmus hatte."
Ein Hit mit Anlaufzeit
Erstmals veröffentlicht wurde der Titel vor 31 Jahren. Anfangs blieb der große Erfolg aus: Da der Song nicht offiziell als Single released wurde, landete er nur auf Platz sechs der Billboard Airplay Charts. Zu diesem Zeitpunkt sollte es noch über zwei Jahrzehnte dauern, bis er die Spitze erreichte.
2019 kam dann eine Art Wendepunkt. "All I Want for Christmas Is You" toppte zum ersten Mal die US-amerikanischen Billboard Charts. Und auch in Deutschland ging er zum ersten Mal auf die Nummer eins – und kehrt seither jedes Jahr zuverlässig an die Chartspitze zurück. Aber warum?
Die Rolle der Inszenierung und jährliche Neuvermarktung
Ein wesentlicher Teil dieses Erfolgs ist die Inszenierung, erklärt Baghernejad: "Mariah Carey war schon immer eine absolute Queen der Selbstinzenierung. Ich denke da an Videos aus den 00er Jahren für MTV, wo sie sich auf Sänften tragen ließ und ein völlig absurdes Leben präsentierte. Und so ist es auch jedes Mal wieder an Weihnachten. Diese Inszenierung ist ein Teil des Erfolgs. Es ist so ein Insider-Wissen an dem Jeder teilhaben kann. Wir zwinkern uns alle gegenseitig zu, wir meinen es nur halb ernst, aber irgendwie schon, wir sind Teil einer Gemeinschaft mit Mariah Carey selbst", sagt Aida Baghernejad.
Erinnerung an die Szene mit dem zerspringenden Eis: Careys große Inszenierung des Auftakts zur Weihnachtssaison. Und ihrer nächsten Chart-Eroberung. Die Künstlerin und ihr Team wissen ganz genau, wie sie den Hype um den Song jedes Jahr nutzen können, um ihn wieder nach oben zu pushen. Die Vermarktung ist ein Selbstläufer. Jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit gibt es neue Memes und Trends zum Song. Careys Posts werden millionenfach geliked, die Menschen hören den Track ironisch oder unironisch und sogar dessen Verachtung wird zu Content. (externer Link)
Ein lukrativer Klassiker
All das lohnt sich. Die britische Boulevardzeitung "The Sun" berichtet, dass die Sängerin mit "All I Want for Christmas Is You" jährlich schätzungsweise 2,3 bis 3,4 Millionen Euro an Tantiemen einnimmt. Aida Baghernejad: "Ich glaube, jeder Musiker, jede Musikerin wünscht sich einen Weihnachtshit zu landen. Ich kenne mehrere gerade aus dem Indie Bereich, die relativ überraschend für mich auch Weihnachtsalben aufgenommen haben, in der Hoffnung, dass das noch ein breiteres Publikum anspricht."
Zweifel vor dem Durchbruch
In einem Interview aus 2013 (externer Link) erzählt auch Mariah Carey, dass sie damals mit Unsicherheit zu kämpfen hatte. Eigentlich war die Künstlerin tief im R'n'B und im Hip-Hop verwurzelt, bekannt für Balladen und ihre herausragende Stimme über fünf Oktaven bis hin zu Pfeiftönen. Niemals hätte sie gedacht, dass es so gut laufen würde, sagte sie damals. Es läge an Weihnachten. Denn in einem anderen Leben wäre sie wohl Weihnachtself geworden.
Aber ist sie das nicht auf eine Art? Ein Elf, der bereits eine lange Karriere hinter sich hat und der Welt nichts mehr beweisen muss? Ein Elf, der sich jedes Jahr in unsere Ohrmuscheln schleicht, um uns zu entertainen? Ein Elf, der weiß, wann seine Zeit kommt und sich anschließend wieder zurückzieht.
Mit Informationen der dpa
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