US-Präsident Donald Trump spricht mit Reportern an Bord der Air Force One
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US-Präsident Donald Trump spricht mit Reportern an Bord der Air Force One

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Kriegsbeteiligung der USA? Warum das Trump-Lager gespalten ist

Innerhalb von zwei Wochen will Donald Trump entscheiden, ob sich die USA am Israel-Iran-Krieg beteiligen. Der US-Präsident hat sich in eine schwierige Lage manövriert: Seine Gefolgschaft ist in der Frage eines Kriegseinsatzes tief gespalten.

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Nirgends sind die Spannungen im Trump-Lager deutlicher geworden als in diesem TV-Interview. Gegenüber sitzen sich zwei glühende Trump-Anhänger: Ted Cruz, republikanischer Senator aus Texas, und Tucker Carlson, stramm rechter Fernsehmoderator, ehemals bei Fox News.

Was die beiden inhaltlich unterscheidet: Cruz will das Regime im Iran gestürzt sehen, Carlson ist gegen jede Beteiligung der USA in diesem Konflikt. Ihre Argumente brüllen sich die beiden entgegen. Carlson: "Wie viel Einwohner hat Iran?" Cruz entgegnet nach einem Hin und Her: "Ich sitze nicht rum und lerne Bevölkerungszahlen auswendig." Carlson fragt entgeistert: "Sie wissen nicht die Bevölkerungszahl von dem Land, dessen Regierung Sie stürzen wollen?" Und so geht das Wortgefecht weiter – und offenbart das tiefe Zerwürfnis im Trump-Lager. Dass es so weit gekommen ist, hat viel mit Trump selbst zu tun.

"Friedenstifter" Trump?

Der US-Präsident hat sich im Wahlkampf als "Friedensstifter" bezeichnet, einer, der Staaten zusammenbringe. Wiederholt wetterte er in den vergangenen Jahren gegen die "endlosen Kriege" der USA. "Wir wollen Frieden auf Erden", sagte er direkt nach seiner Wiederwahl.

Für viele aus seiner MAGA ("Make America Great Again") -Bewegung ist das ein wichtiger Punkt von Trumps Politik: keine Auslandsinterventionen (auch wenn Trump in seiner ersten Amtszeit Schläge in Syrien und Iran genehmigt hatte). Nachdem er wieder ins Weiße Haus eingezogen ist, beauftragte er seinen Sondergesandten Steve Witkoff, einen Deal mit Iran auszuhandeln. Ende Mai hatte die US-Seite einen Vorschlag vorgelegt. Doch Teheran wollte sich dem darin geforderten Verbot, Uran anzureichern, nicht fügen.

Erst Distanz, dann Drohungen gegen Iran

Nach den ersten Attacken Israels im Iran schienen sich die USA zu distanzieren: Nicht Trump äußerte sich, sondern das Weiße Haus veröffentlichte ein Statement von Außenminister Marco Rubio, in dem es hieß, dass Washington nicht beteiligt sei. Bekannt ist, dass Israel sich von den USA die Lieferung von bunkerbrechenden Bomben wünscht, damit die unterirdischen Atomanlagen Irans zerstört werden können.

Erst als die Schläge Israels als Erfolg gewertet wurden, erweckte Trump den Eindruck, als sei er Teil der Planung gewesen. Sprach er in den folgenden Tagen noch von einem Abkommen, das bevorstehe, änderte er seine Rhetorik und wurde aggressiver: Er forderte von Iran eine "bedingungslose Kapitulation", drohte Irans oberstem Führer Ajatollah Chamenei und erklärte: "Wir haben die komplette Kontrolle über den Luftraum in Iran."

Republikaner: MAGA vs. altes Establishment

Diese Äußerungen riefen die Isolationisten in Trumps Lager auf den Plan: "Wenn wir in diesen Konflikt hineingezogen werden", erklärte Trumps Ex-Berater Steve Bannon, werde das unter anderem "die Koalition zerbrechen". "Das echte 'America First'/MAGA will Frieden", sagte die zu Verschwörungserzählungen neigende republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene. Und TV-Moderator Carlson kritisierte die "Kriegstreiber" in der republikanischen Partei.

Gemeint sind damit Politiker wie Senator Graham, auch Trump-Unterstützer, aber Teil des alten republikanischen Establishments. Graham erklärte: "Es geht darum, die Sonne über den atomaren Ambitionen des Iran untergehen zu lassen. Israel braucht dabei unsere Hilfe und ich hoffe, der Präsident stellt notwendige Hilfe zur Verfügung, den Job zu beenden und die letzte unterirdische Atomanlage zu zerstören." Oder eben Ted Cruz, der sich das Schreiduell mit Carlson lieferte.

In der Geschichte der Republikaner gab es immer wieder isolationistische Strömungen, doch meistens hatten die die Oberhand, die für eine starke und häufig auch intervenierende Rolle der USA auf der Weltbühne eintraten. Mit Trump hat sich das Machtverhältnis verändert.

Wie wird sich Trump verhalten?

Hält er die USA nun raus, sieht er gemessen an seiner jüngsten aggressiven Rhetorik schwach aus, dürfte sich dem Vorwurf ausgesetzt sehen, den Verbündeten Israel im Stich zu lassen, und Leute wie Graham und Cruz auf den Plan rufen.

Beeidigen sich die USA, werden ihm die Isolationisten der MAGA-Bewegung nicht nur Wortbruch vorwerfen. Sollte Iran beispielsweise US-Militärbasen in der Region angreifen, könnte eine weitere Eskalation in dem Konflikt drohen.

"Für Trump geht es jetzt darum, das Gesicht zu wahren", analysierte sein ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater John Bolton im Spiegel-Interview (externer Link). Mit seiner Ankündigung, innerhalb von zwei Wochen eine Entscheidung zu treffen, spielt Trump auf Zeit. Eine Gruppe seiner Anhänger dürfte er früher oder später verärgern.   

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