Trump mit Vize Vance (l.), Außenminister Rubio und Verteidigungsminister  Hegseth (r.)
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Trump mit Vize Vance (l.), Außenminister Rubio und Verteidigungsminister Hegseth (r.)

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US-Angriff auf Iran: Neuer Krieg oder einmalige Aktion?

Während die Trump-Regierung den Eindruck vermitteln will, dass mit dem Angriff auf Irans Atomanlagen der Job erledigt ist, befürchten Kritiker, dass den USA ein neuer Krieg bevorsteht. Wie es nun weitergeht, hängt nur bedingt von Präsident Trump ab.

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Es kam wie eine Siegesrede daher: Trumps Auftritt nach den US-amerikanischen Schlägen gegen Irans Atomanlagen, hinter ihm Vize-Präsident sowie Außen- und Verteidigungsminister. "Spektakulär", "großartig", Irans Atomgramm sei "restlos und vollständig ausgelöscht".

Der Subtext: Job ist erledigt, keine weiteren Einsätze – vorausgesetzt, Iran schlägt nicht zurück. "Dies wird keine langwierige Angelegenheit sein", sagte US-Vizepräsident JD Vance später dem Fernsehsender NBC.

Einsatz auch im Trump-Lager umstritten

Denn in den USA und selbst in Trumps MAGA ("Make America Great Again")-Bewegung ist der Einsatz umstritten. Manche Kritiker, die vorab gewarnt haben, sind seitdem verstummt oder haben ihre Meinung geändert, wie der einflussreiche Podcaster Charlie Kirk. Andere wie der republikanische Kongressabgeordnete Thomas Massie tun ihren Unmut weiter kund.

Dass Trump sich vorher nicht vom Kongress die Zustimmung für den Einsatz geholt hat, sorgt bei vielen Demokraten und einigen wenigen Republikanern für laute Kritik. Dass Iran eine unmittelbare Bedrohung für die USA dargestellt habe, so die offizielle Begründung, sehen sie nicht. Manche Beobachter sprechen deswegen von einem Verfassungsbruch – allerdings hatten sich schon andere Präsidenten vor Trump, unter anderem Barack Obama, bei ähnlichen Militär-Einsätzen kein grünes Licht der Abgeordneten vorab geholt.

Ist Regime Change doch ein Ziel?

Was Trumps Ziele angeht, ist es inzwischen unklarer geworden. Lange hatte er auf einen Deal mit Teheran hingearbeitet, hatte dem Religionsführer Ajatollah Chamenei sogar einen Brief geschrieben. Nach Beginn der israelischen Angriffe waren die USA erst zurückhaltend, dann ging Trump rhetorisch in die Offensive – und kurze Zeit später auch militärisch.

Mitglieder der Trump-Regierung betonen, es gehe lediglich um Irans Atomprogramm. "Das war kein Angriff auf Iran, kein Angriff auf das iranische Volk, keine Aktion, um einen Regime Change herbeizuführen", erklärte Außenminister Marco Rubio dem TV-Sender CBS. Nun postete Trump auf seinem Netzwerk Truth Social jedoch eine Nachricht, die in eine andere Richtung geht: "Wenn das aktuelle iranische Regime nicht in der Lage ist, Iran wieder großartig zu machen, warum sollte es keinen Regime Change geben? MIGA!!!" 'MIGA' soll in Anwandlung seines Slogans für "Make Iran Great Again" stehen.

Zuvor hatte bereits Israels Premierminister Netanjahu das iranische Volk zu einem Aufstand gegen das Regime ermutigt. Ist "Regime Change" also ein Ziel von USA und Israel? Es dürfte, wenn überhaupt, ein untergeordnetes sein. Keines, wofür die US-Amerikaner Soldaten entsenden würden. Ob Trump mit dieser Ankündigung etwas folgen lassen wird – beispielsweise durch Versuche, die Opposition im Iran zu stärken – oder ob es sich nur um Trumps bekannte Social-Media-Gedankensetzen handelt, ist derzeit unklar.

Wie geht es weiter? Drei Szenarien

Iran könnte dem folgen, was Trump gefordert hat: eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Die Machthaber haben erneut vor Augen geführt bekommen, wie sehr sie Israel und den USA militärisch unterlegen sind. Das Regime könnte zum Ergebnis kommen, dass eine weitere Eskalation auch sein Ende bedeuten könnte. Dass Iran jenseits der Rhetorik auf eine Gegenmaßnahme verzichtet, halten Experten aber für unwahrscheinlich.

Iran könnte reagieren – aber so, dass die USA nicht zwingend zurückschlagen müssten. Eine Blockade der Straße von Hormus wird diskutiert (wobei das die USA weitaus weniger treffen würde als Europa und China), Cyber-Attacken könnten ausgeweitet werden. Es könnte aber auch Angriffe auf US-Stützpunkte in der Region geben: 27 dauerhafte Militärbasen unterhalten die USA im Nahen Osten, rund 40.000 Soldaten und Angestellte sind dort stationiert.

Wie weit wird Iran gehen?

Sollte der Iran beispielsweise mit Drohnen angreifen und sollten diese keinen oder nur wenig Schaden anrichten, könnte Trump womöglich gar nicht oder nur mit einer geringfügigen Aktion reagieren: ein Szenario, dass Trump einen kleineren Angriff Irans als belanglos abstempelt und für nicht reaktionswürdig hält, ist nicht ausgeschlossen. Und Iran hätte die Möglichkeit, vor der eigenen Bevölkerung von Vergeltung zu sprechen.

Regieren dürften die USA aber auch jeden Fall, wenn Iran eine weitere Eskalationsstufe zündet: Angriffe auf mehrere US-Basen mit dem verbliebenen Raketen-Arsenal oder Terrorangriffe in den USA. Dann würde sich Washington gezwungen sehen, mit voller Stärke zu reagieren. Und auch die kritischen Stimmen aus der MAGA-Bewegung dürften vorübergehend verstummen.

Trump hat für diese Möglichkeit bereits Warnungen losgeschickt: "Es wird entweder Frieden geben oder eine Tragödie für den Iran", hatte der Präsident in seiner Ansprache gesagt. Es gebe noch viele weitere Ziele. In den USA hört das nicht jeder gern.

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